In eigener Sache
Warum wurde ich eigentlich Journalistin? Sicher nicht deshalb, weil ich immer anderen „nach dem Mund“ reden möchte und die Welt immer durch eine rosarote Brille sehe. Viel zu oft wird man aber als Redakteur dazu verdonnert, Werbekunden des Arbeitgebers müssen gehätschelt werden und sollen sich nicht ärgern. Dazu kommt dass viele Redaktionen einfach durch Einsparungen völlig überlastet sind mit dem Tagegeschäft- um wirklich zu recherchieren und investigativ zu arbeiten fehlt es oft an der nötigen Zeit- und der leider zu oft fehlenden Rückendeckung durch den Verlag oder Sender.
Vor einiger Zeit wurde ich nun aufmerksam auf einen sozialen Brennpunkt hier in Karlsruhe. Es lag mir sehr am Herzen, darüber zu berichten. Natürlich musste ich jetzt erst einmal jemanden finden, der das auch drucken wollte. Zwar hat das Blatt keine „riesige“ Auflage und ist regional- aber das Thema ist dort schon an der richtigen Adresse. Hier der link zu der pdf, auf Seite 6 könnt ihr meinen „Skandalbericht“ lesen:
Natürlich haben sowohl ich als auch der Chefredakteur damit gerechnet, dass feedback darauf kommen wird- nicht nur positives. Gedroht wurde uns nun unter anderem mit strafrechtlichen als auch zivilrechtlichen Anzeigen- nicht nur von den Bewohnern. Bei ihm steht in der Redaktion das Telefon nicht mehr still. Ich frage mich, warum man ein solches Projekt wie dieses Quartiersmanagement erst aus dem Boden stampft für drei Jahre - um es dann klammheimlich „im Sand verlaufen“ zu lassen wenn es unbequem wird. Und ich frage mich, ob die Verantwortlichen denn nicht wissen, was sie an Daten und Fakten auf ihrer eigenen Homepage stehen haben?
Darüber hinaus haben der SWR und auch andere online- Portale schon ähnlich darüber berichtet, und es gibt Studien dazu, die auch nicht unter „Staatsgeheimnis“ fallen.
Nein, dazu braucht man kein „Insiderwissen“ weiterzugeben, dafür reicht es, einen halben Tag zu recherchieren und sich die Siedlung Kleinseeäcker im Karlsruher Stadtteil Oberreut mit eigenen Augen selbst anzuschauen. Als ich irgendwo anders einmal diesen Namen erwähnte sagte eine fremde Frau zu mir: “Dort wohnen die Verlorenen von Karlsruhe, um die will sich niemand kümmern- und die soll niemand sehen.“ Nein, wenn das jetzt unsere Gesellschaft beschreiben soll, dann möchte ich nicht mehr länger Teil dieser Gesellschaft sein. Gerne würde ich weiter an „Kleinseeäcker“ dranbleiben, auch die Verantwortlichen der Stadt Karlsruhe dazu befragen, was sie denn meinen und was aus diesen Kindern ohne Hilfe von außen einmal werden soll. Die ganze Stadt ist eine unnötige Baustelle, in der Unsummen verschwinden- aber für diese „peanuts“ von drei Gehältern der Sozialarbeiter ist kein Geld da. Bravo!
Den Bewohnern kann man keinen Vorwurf machen- sie leben ihr Leben in einem wenn man es nett beschreiben möchte- „Mikrokosmos innerhalb einer Stadt“ - ich nenne das Getto, denn es ist nichts anderes. Den Verantwortlichen der Stadt, denen die Problematik seit Jahren bekannt ist und die zu wenig handeln aber schon. Und ich habe keine Lust darauf, mir den Mund verbieten zu lassen.